Craniosacrale und Sacrooccipitale Osteopathie

Wesentlich bekannter als die sog. sacrooccipitale Osteopathie ist sehr wahrscheinlich die craniosacrale Osteopathie, bei der mithilfe sanfter Behandlungstechniken am Kopf (‚Cranium‘) Einfluss auf die mit Kopf-/Halswirbelsäule verbundenen Faszien bzw. Muskeln von Rumpf / Beinen und Füßen genommen werden kann. Im Grunde genommen ist die sacrooccipitale Osteopathie bzw. Sacrooccipitale Technik (SOT) nach DeJarnette die ‚Umkehrung‘ der craniosacralen Osteopathie: Mittels Behandlungsansatz an der Kreuzbein-/Beckenregion übt der Therapeut bzw. die Therapeutin regulierenden Einfluss auf sämtliche weiter oben liegende Körperregionen aus (Sacro = auf das Kreuzbein bezogen, Occipital = auf das Hinterhaupt bzw. den Kopf bezogen).

Die Sacrooccipitale Technik (SOT) wurde von Major Bertrand DeJarnette begründet, der sich intensiv mit den Fehlfunktionen des Kreuzbeins und Beckens beschäftigte. Diese unterteilte er in verschiedene Kategorien, wobei hier die zwei wesentlichen – sogenannte Cat I und Cat II (Kategorie I und Kategorie II nach DeJarnette) – vorgestellt werden sollen.

Cat II nach DeJarnette

Der Cat II Befund nach DeJarnette entspricht einer Fehlstellung mit Blockierung des Iliosacral-Gelenks (Gelenk zwischen Kreuzbein und den beiden Darmbeinschaufeln, das sich im Anschluss nach dem unteren Ende der Lendenwirbelsäule befindet. In der Regel kommt es hierbei zu einem scheinbar kürzeren bzw. längeren Bein (je nach Betrachtung). Da diese Beinlängendifferenz durch entsprechende Behandlung ausgleichbar ist, spricht man auch von einer funktionellen Beinlängendifferenz.

Typische Symptome hierbei sind lokale Schmerzen im Bereich des Iliosacral-Gelenks, häufig auch ischialgieform ausstrahlend (meist als „Ischias“ bezeichnet). Ein ‚Ischias-artiger‘ Schmerz muss also keineswegs zwingend von einer Bandscheibenschädigung herrühren. Meistens verschlimmert Bewegung dabei eher noch die Beschwerden.

Eine wirksame und zugleich sanfte, meist schmerzfreie Behandlung erfolgt nach der sacrooccipitalen Technik einfach durch Lagerung des Beckens auf sog. weichen SOT-Keilen für 5-10 Minuten. Durch die spezielle Lagerung kommt es nach wenigen Minuten zur Korrektur der Fehlstellung des Iliosacral-Gelenks ohne harte Manipulation („Einrenken“ bzw. „Knacken“).

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Lagerung auf SOT-Keilen beim CAT II Befund links

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Gerz (‚Lehrbuch der Applied Kinesiology‘ , 2. Auflage)

Cat I nach DeJarnette

Beim Cat I Befund nach DeJarnette handelt es sich um eine Verwringung (Torsionsdysfunktion) des gesamten Beckens ohne dass dabei eine Fehlstellung in den Iliosacralgelenken vorliegt. Cat I Patienten/Patientinnen tendieren zu chronischen Erkrankungen und Adaptationsmustern. David Denton, D.C. sprach hierbei von einem sog. ‚defensiven Erholungsstadium‘.

Durch spezielle Anordnung der SOT-Keile und ausreichend lange Lagerung (mindestens 10 Minuten) lässt sich die Verwringung des Beckens korrigieren. Alternativ kann, um die Behandlungszeit zu verkürzen nach George Goodheart, M.D. mittels gezielter, sanfter manueller Impulse die notwendige Anpassungszeit und somit Lagerung des Patienten bzw. der Patientin deutlich verkürzt werden.

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Lagerung auf SOT-Keilen beim CAT I Befund

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Gerz (‚Lehrbuch der Applied Kinesiology‘ , 2. Auflage)

Diffuse Kreuzschmerzen, evtl. mit Schmerzen im Bereich Gesäß/Hüfte können durch solch eine Verwringung/Torsionsdysfunktion des Beckens ausgelöst werden. Auch wiederkehrende Blockaden im Bereich der Brustwirbelsäule können auf einen Cat I Befund nach DeJarnette zurückzuführen sein.